Der DFV-Supercup war ein einmalig ausgetragener Wettbewerb des Deutschen Fußball-Verbandes der DDR. Im Jahr 1989 trafen der DDR-Meister Dynamo Dresden und der FDGB-Pokalsieger BFC Dynamo aufeinander. BFC Dynamo gewann das Spiel mit 4:1. Der Supercup diente auch als Saisoneröffnung für die Spielzeit 1989/90 und fand im Stadion der Freundschaft in Cottbus vor 22.347 Zuschauern statt.
Dynamo Dresden – Berliner FC Dynamo 1:4 (0:1)

5. August 1989

Dynamo Dresden: Ronny Teuber, Frank Lieberam, Detlef Schößler, Andreas Trautmann (46. Ralf Hauptmann), Uwe Kirchner, Matthias Döschner, Jörg Stübner, Hans-Uwe Pilz, Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Torsten Gütschow (55. Uwe Jähnig), Trainer: Eduard Geyer

Berliner FC Dynamo: Bodo Rudwaleit, Burkhard Reich, Waldemar Ksienzyk, Hendrik Herzog, Bernd Schulz, Marco Köller, Jörg Fügner (77. Jörn Lenz), Rainer Ernst, Heiko Bonan (77. Jörg Buder), Thomas Doll, Andreas Thom, Trainer: Helmut Jäschke

Zuschauer: 22.347 (Stadion der Freundschaft, Cottbus), Schiedsrichter: Klaus-Dieter Stenzel (Forst), Tore: 0:1 Bernd Schulz (29.), 0:2 Thomas Doll (60.), 0:3 Thomas Doll (74.), 0:4 Rainer Ernst (84.), 1:4 Matthias Sammer (88.)

Das Spiel mit zwei Spitzen ohne Mittelstürmer, egal ob klassisch (der englische Center) oder moderner („hängend“ wie einst Hidegkuti), verlangt ein ideenreiches gedankliches und praktisches Zusammenspiel aller Mannschaftsteile. Mit zwei „Speeren“ allein reduziert sich die Angriffswirkung einer Mannschaft ganz zwangsläufig.

Ergo: Unterstützung aus dem Mittelfeld und den hinteren Reihen ist schon konzeptionell die Mutter der (Taktik-)Weisheit, der Vater des Sieges!

BFC-Neutrainer Helmut Jäschke erntete Journalistenzustimmung, als er „die taktische „Grundkonzeption bedingungslos, diszipliniert umgesetzt“ definierte. Tatsächlich taten sich weder Libero Reich noch das Vorstopperduo B. Schulz und Herzog auch nur die leisesten Hemmungen an. Zunächst machten sie das BFC- Abwehrzentrum dicht wie eine Auster. Danach lieferten sie exemplarische Beweise für ihren Offensivdrang. Das 4:0-Kopfballverhältnis ging ausschließlich auf ihr Konto! Herzog (24.) stellte als erster Teuber auf die Probe, B. Schulz (28./vorbei) und Reich (41./vorbei, 45./gehalten) schlossen sich an. Und das keineswegs nur bei Standardsituationen, nach Freistößen oder Eckbällen, im Gegenteil, ihr blitzschnelles Nachrücken geschah „mitspielend“, eingebunden in Kombinationsabläufe, was den Wert, die Qualität ihres Spiels erhöhte, zwingend machte. Schulz erzielte gar im Nachsetzen das Führungstor der Berliner. Intelligent, wie der zügig dribbelnde Herzog Ernst im Dresdner Zentrum (!) freispielte, eine hundertprozentige Einschußchance vor die Füße servierte (40.).

Ergo: der Pokalsieger hatte triftige Gründe für einen „hochverdienten Sieg, weil Doll und Thom aus der engeren Abwehr größtmöglich unterstützt wurden“, so Frank Rohde.

Was der Meister aus Elbflorenz in dieser Hinsicht nicht bot, muss ihn nachdenklich stimmen. In seinem taktischen Konzept spielte die Fürsorge für den kämpfenden Kirsten und für Torjäger Gütschow in einer immer wieder einmal vorkommenden ausdruckslosen Partie so gut wie keine Rolle. Libero Lieberani hatte nur einen Freistoßstandard (22./drüber) in petto. Vorjahrsregent Trautmann gelang lediglich ein attraktiver Vorstoß mit einem Heber über Rudwaleit hinweg ins Leere. Wenn die Dresdner 88/89 zu Recht Lob für ihr neues Abwehr/Angriffskonzept mit Tatendurst vorschnellender Verteidiger über die Flügel und Innendecker voller Angriffslust einheimsten, so waren sie am Sonnabend in Cottbus davon so weit entfernt wie driftende Eisberge von der Karibik. Allein der nach der Pause mitstürmende Hauptmann offerierte ein Raunen auslösendes Dribbling (51.) und einen 20-Meter- Hochschuß (64.), den Rudwaleit in großem Stil parierte.

Ergo: Dresden wußte schon um eine erfolgversprechende Machart, doch eh das alles durch die Köpfe und zum Lichtschalter ging, war die (Niederlagen-)Finsternis schon total!

Richtig verstanden ist der Supercup vor allem das emotionelle Aufwärmen vor dem folgenden Punktspielernst. Dafür besaß der Cupgewinner die richtige Wellenlänge, während der Meister so geschlagen wurde, wie das auch in Polen, in der Schweiz und in der BRD (Chorzow. Luzern, München) den Titelträgern passierte. Schöne Ungewißheit und herrliche Überraschung trieben ihr Spiel!

GÜNTER SIMON (FUWO 32/1989)

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