DDR-Oberliga 1949/50 – 5.Spieltag





















BSG Gera-Süd
4 – 0
SG Hans Wendler Stendal
BSG Gera-Süd: Blumert, Sturm, Zergiebel, Frey, Golde, Breitenstein, Schönfeld, Klotz,
Buschner, Ritter, Engau. Trainer: Erich Dietel
SG Hans Wendler Stendal: Zur Hose, Henning, Muthke, Scheel, Bredick, Brüggemann, Alpert,
Lahutta, Vogel, Wittenbecher, Laibner. Trainer: Paul Kugler
Schiedsrichter:
Kurt Klengel (Dresden), machte seine Sache durchweg zufriedenstellend.
Zuschauer:
6.000, Stadion am Steg (Gera)
Tore:
1 – 0 Martin Schönfeld (23.), 2 – 0 Georg Buschner (46.), 3 – 0 Edgar Klotz (56.), 4 – 0 Georg Buschner (60.).
Stendaler Flachpaß starb in Schönheit
Nach dem letzten Meisterschaftsspiel steht nunmehr die frühere Stendaler Eintracht, die jetzige
BSG Hans Wendler, an 13. Stelle. Als diese Betriebssportgemeinschaft am voraufgegangenen
Sonntag gegen den alten Meister ZSG Halle ein 1:1 vor der heimatlichen Rekordzuschauermenge von 8.000 Zuschauern erzwungen hatte, glaubte man in Stendal, nunmehr eine eine konstante Form und die richtige Mannschaftsaufstellung gefunden zu haben. Aber das war ein Trugschluß!
Auch gegen die sehr schnelle und bewegliche Thüringer Mannschaft, Gera-Süd, wurde zwar wieder einmal ein sehr schönes Flachpaßspiel gezeigt, aber, was Erfolgskraft und Einsatz anbetrifft, war Gera-Süd doch wesentlich stärker.
Als in der ersten Halbzeit der aus dem Nachwuchs hereingenommene und sich gut einfügende Rechtsaußen Schönfeld, nach innen schwenkend, mit dem linken Fuß einschoß, stand es nach 23 Minuten Spielverlauf 1:0. Stendal zeigte an sich nette Kombinationszüge, aber man spürte doch immer deutlicher, daß Torerfolge für die BSG Hans Wendler nur in ganz geringem Maße fallen würden.
Die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit brachte dann schnell eine endgültige Entscheidung:
In der 46. Minute überwand Buschner im Nachschuß den Torsteher Zur Hose, eine Vorlage des erfolgreichen Schützen setzte in der 56. Minute Klotz ins Netz und wiederum war es dann Buschner, der in der 60. Minute das 4:0 herstellte.
Das Eckenverhältnis war 5:2 für Gera, welches in Golde den herausragenden Spieler besaß. Erfreulich ist das Einschlagen des Rechtsaußen Schönfeld und bemerkenswert die wiedergewonnene Gefährlichkeit des Angriffs.
Stendal hatte im lebendigen Mittelstürmer Vogel und in dem wiederholt alte Klasse zeigenden Wittenbecher die besten Spieler.
ZSG Industrie Leipzig
4 – 0
BSG Vorwärts Schwerin
ZSG Industrie Leipzig: Busch, Pönert, Brembach, Richter, Rose, Polland, Sommer, Steuer,
Hübler, Fröhlich, Klaus. Trainer: Fritz Krauß
BSG Vorwärts Schwerin: Hagelstein, Gau, Wasielewski, Böhme, Friedrich, Siegert, Heyduck,
Brosch, Petersen, Kollenda, Dehn. Trainer: Walter Böhme
Schiedsrichter:
Schmauch (Waltershausen)
Zuschauer:
6.000, Georg-Schwarz-Sportpark (Leipzig)
Tore:
1 – 0 Walter Rose (31.), 2 – 0 Gerhard Hübler (45.), 3 – 0 Heinz Fröhlich (73.), 4 – 0 Gerhard Hübler (89.).
„Industrie“ wieder erholt
Die Verletzung Fritz Gödickes, der aber am kommenden Sonntag in seiner Betriebssportgemein-schaft wieder spielen will, und der Abgang des Linksaußen Helbig nach Sachsen-Anhalt führten zu einer Formkrise des Sachsendritten. Aber nun scheint der Tiefstand überwunden zu sein, denn die Mannschaftsleistung des letzten Sonntags hat durchweg gefallen. Mit dem 28 Jahre alten Ex-Chemnitzer Steuer im Angriff bekam das Sturmspiel wieder Linie, und nun weiß man es, mit der
ZSG Industrie Leipzig ist im Zonenliga-Meisterschaftswettbewerb wieder zu rechnen. Wir prophe-
zeihen, daß die beste Mannschaft Leipzigs demnächst sich vom Tabellenende lösen wird und auf einem guten Mittelplatz anzutreffen ist.
Die Hoffnungen, die die Leipziger Fußballgemeinde auf den hinzugekommenen Steuer gesetzt hat, wurden verwirklicht. Steuer, bekanntlich ein etwas langsamer, aber hervorragender Spieler, hat dem Angriffsspiel Bindung und Linie gegeben, und da zudem der kleine Fröhlich wieder in bester Spiellaune war, wurde es
ein hoffnungerweckender, glatter Erfolg gegen Vorwärts Schwerin. Man ist jetzt in Leipzig sehr optimistisch gestimmt. Inzwischen ist die auf ein Fassungsvermögen für 1.500 Zuschauer ausgebaute Tribüne fertig-gestellt, wie überhaupt die ganze Anlage im Georg-Schwarz-Park ständig verbessert wird. Hätte der Rechtsaußen Sommer (der indisponiert ins Spiel ging) seine Normalform gehabt, hätte es ein noch eindrucksvolleres Ergebnis für ZSG Industrie Leipzig geben können.
Zum Spielverlauf: In der vierten Minute führte sich Steuer mit einem Weitschuß gut ein, dann war Kollenda gefährlich. 8. Minute: Hagelstein hält innerhalb weniger Sekunden zweimal prachtvoll, hierbei geht Hübler vorübergehend ko. Man sieht, Leipzig wird immer besser, Schwerin spielt nur auf Deckung. Bei einem Mecklenburger Vorstoß muß sich Busch mit geistesgegenwärtiger Rettungstat einsetzen, und in der 26. Minute ist es soweit: 1:0 für Industrie! Aus 20 Meter Entfernung setzt Rose, in hervorragender Form spielend, einen Freistoß, so begeisternd schön geschossen, wie auf einer Weltmeisterschaft, ins Netz. Schwerin hatte keine Mauer gebildet! Dann läuft einmal der Ball über Steuer-Fröhlich-Sommer, aber Hagelstein liegt in der bedrohten Ecke. Doch da kann er nichts mehr machen: Fröhlichs Hinterhaltschuß saust in der 35. Minute ins Netz, Hübler erhöht in der 41. Minute auf 3:0. Nach der Pause: Ein typischer Durchbruch Hüblers ergibt in der 59. Minute das 4:0, und nunmehr hat die Leipziger Elf genug. Die sich aufrichtenden Schweriner werden gleichwertig – Treffer lässt aber die geschlossen operierende Deckung der Industrie nicht zu.
ZSG Altenburg
5 – 1
BSG Einheit Meerane
ZSG Altenburg: Lorenz, Hercher, Sittner, Syring, Klemig, Pohle, Vollert, Melzer, Kresse,
Friedemann, Seifarth. Trainer: Herbert Klemig
BSG Einheit Meerane: Päßler, Baumgart, Heber, Ploch, Rothe, Zierold, Lichtenstein, Goethe,
Starke, Bock, Funke. Trainer: Franz Strasser
Schiedsrichter:
Schulze (Zeitz)
Zuschauer:
10.000, (Altenburg)
Tore:
1 – 0 Hans Pohle (20.), 2 – 0 Karl Friedemann (22.), 3 – 0, 4 – 0 Kurt Kresse (25., 31), 5 – 0 Karl Friedemann (76.), 5 – 1 Wolfram Starke (81.).
Man achte besonders auf die ZBSG Altenburg
Ein Blick auf die Tabelle der Ostzonenliga beweist den günstigen Stand der Thüringer Mannschaften. Die machtvoll aufkommende Elf KWU Erfurt hat sich auf die zweite Position vorgeschoben.
Gera-Süd behauptet hartnäckig einen hervorragenden Mittelfeldplatz und auch Altenburg ist durch die kürzliche Niederlage in Marga keinesfalls deprimiert worden. Im Gegenteil! Der Zusammenschluß der Altenburger Sportgemeinschaften zur BSG Altenburg hat neue Impulse gegeben, und bereits am letzten Sonntag mußte die eine Formkrise durchmachende Meeraner Fußball-Elf Einheit die neue Kraft der Altenburger Kampfmaschine spüren.
Angekurbelt durch den hervorragenden Halblinken Friedemann, der bereits wiederholt in der Landesauswahl tätig gewesen ist, lieferte die BSG der Skatstadt eine ungewöhnlich fesselnde Partie vor der Pause, um dann erst im Gefühl des sicheren Sieges abzustoppen.
Keinesfalls war die BSG Einheit Meerane, spielerisch gesehen, schwächer, erschien sogar in technischen Belangen eine Idee besser, aber Altenburg fand eine glückliche Mischung zwischen Zweckmäßigkeit und guter technischer Klasse, und in einer sehr konzentrierten Haltung wurde die ihren Stopper Engelmann sehr vermissende Meeraner Elf glatt überrascht. In den ersten zwanzig Minuten gab es an sich für Meerane mehr Chancen, die aber von Lichtenstein, Bock und Starke (er befindet sich ganz außer Form), verpaßt wurden. Dann plötzlich ist Altenburg da: Vollert läßt die erste Chance aus – der Ball saust am Pfosten ins Aus. 20. Minute: Pohle feuert scharf und flach ab, Päßler (Licht und Schatten) läßt den haltbaren Ball über den Fuß ins Tor rollen. 120 Sekunden später: Friedemann streckt sich im letzten Einsatz und köpft den Ball ein – Riesenbeifall! 25. Minute: Glashart kommt Friedemanns Freistoß, Päßler läßt den Ball fallen und der wuchtige Athlet Kresse knallt ein. 31. Minute: Erneut ist der schwer zu haltende Kresse da und lenkt die Kugel im Nachschuß ins Netz.
Zweite Halbzeit: Friedemann schießt wiederholt kraftvoll ab, dann ein toller Flankenlauf Vollerts, aber Päßler übertrifft sich jetzt, hält famos! Meerane ist absolut gleichwertig (im Mittelfeld), aber Tore schießt Altenburg. Friedemann erhöht in der 76. Minute auf 5:0 und erst dann kann Starke im Alleingang den wohlverdienten einzigen Gegentreffer erzielen.
Beiderseitige Einzelkritik: Bester Mann der Altenburger war der mit technischen Einlagen aufwartende Friedemann, der auch viel für die mannschaftliche Bindung tat. Stopper Klemig, Mittelstürmer Kresse, Rechtsaußen Vollert und Halbrechter Melzer ragten gleichfalls heraus.
Bei Meerane hapert es mit der Kondition, der Mannschaft fehlte der die Abwehr organisierende Engelmann doch zu sehr. Eigentlich hatte jeder Spieler gute und schlechte Szenen, aber wesentlich erscheint, daß es an gestraffter Haltung und kämpferischer Konzentration fehlte.
BSG Märkische VS Babelsberg
1 – 3
BSG Waggonfabrik Dessau
BSG Märkische VS Babelsberg: Schröder, Balduin, Behrendt, Berndt, Hieronymus, Kandziora,
Schlüter, Wolfrum, W. Gießler, Tietz, E. Gießler. Trainer: Hans Höfer
BSG Waggonfabrik Dessau: Doebler, Höhne, Matthies, Gerngroß, Breitmann, Manthey,
Kusmierek, Theile, Kersten, Welzel, Rottmann. Trainer: Hans Manthey
Schiedsrichter:
Walter Schaub (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:
6.000, Karl-Liebknecht-Stadion (Potsdam)
Tore:
1 – 0 Helmut Kandziora (8.), 1 – 1 Franz Kusmierek (39.), 1 – 2, 1 – 3 Rolf
Theile (51., 89.).
Das Spiel der ausgelassenen Chancen
Die besten Spieler der starken sächsischen Konkurrenz der Elf der BSG Waggonfabrik Dessau standen zwischen den Zuschauern und beobachteten mit Sachverstand (und in der Hoffnung, daß Babelsberg die Überraschung glücken würde) den zuweilen sehr interessanten Spielverlauf. Sie sahen in der zweiten Halbzeit eine von dem kleinen Tietz inszenierte kämpferische Leistung der Mannschaft der Märkischen Volksstimme, sie erkannten in dieser Zeit auch überraschend auftretende Konditionsmängel der rot-weißen Elf aus Dessau. Dank ihrer gestraffteren Spielweise hatte die Manthey-Elf mit einem 2 : 0 Vorsprung die Pause erreicht. Was dann kam, hat sie überrascht – und beinahe durcheinander gebracht! Bei einer Vielzahl erstklassiger (und gut herausgespielter Chancen) ließ der Babelsberger Angriff (W. Gießler und Wolfrum) die große Möglichkeit
des Anschlußtores aus – wer weiß, welche Wendung das Spielgeschehen genommen hätte, wenn aus dem 0 : 2 ein 1 : 2 geworden wäre. Herbert Pohl, der Rechtsläufer der Sachsenelf, der im 12 : 2-Treffen Friedrichstadts in der gleichen Babelsberger Prachtanlage ein brillantes Spiel geliefert hatte, sagte in jenem für Dessau-Waggon sehr kritischen Zeitpunkt sehr richtig: „Jetzt ein Babelsberger Tor, und es ist alles drin!“
Dessauer Schwächen nicht zu übersehen
Zwei, die sonst mit die Säulen des Dessauer Kombinationsspiel sind, der in Stuttgart so groß gefallende 35jährige Hans Manthey und der noch ein Jahr ältere Volkspolizeimeister Robert Gerngroß, besaßen nicht die gewohnte Wirkung. Am auffälligsten war das bei dem „schönen Hans“, der zeitweilig aus dem Stand und ohne offensiven Druck spielte. Nicht, daß Manthey und Gerngroß (der in der ersten Halbzeit alle Reserven ausspielte) schwach waren, aber ihre Leistung blieb ausgesprochen mittelmäßig. Ja, Gerngroß konnte den immer wirkungsvoller in Erscheinung tretenden Babelsberger Tietz (er hat auf Helmut Schön und den Sachsen-Spartenleiter Jahnsmüller einen hervorragenden Eindruck gemacht!) einfach nicht mehr halten.
Wie ist nun Dessau über die kritische Phase der zweiten Halbzeit hinweg gekommen?
Einmal hielt der blonde Fritz Doebler, mit 28 Jahren im besten Sportleralter stehend, frappierend sicher. Gerade für den Schreiber dieser Zeilen ist es eine besondere Genugtuung, daß Doebler in absolut schmuckloser, aber ausgesprochener Fußball-Sachlichkeit zwischen den Pfosten stand. Vor seinem Instinkt und seiner Sicherheit kapitulierten die Babelsberger Stürmer. Aber der mit der „Spitze“ ausgeführte Abstoß muß verbessert werden, auch ein Helmut Jain hat in sorgfältigem Training den weiten Spann-Abschlag gelernt (er ist wichtig, wenn der Ball nass ist!).
Neben Doebler hat Stopper Paul Breitmann einen erheblichen Anteil an dem Dessauer Erfolg. Er war wie immer: kämpferisch stark, sicher, energisch, beweglich. Gut spielten beide Verteidiger, die zweite Mantheysche Originalausgabe Mathies, und der wie üblich schnelle, zähe und harte Höhne, der tatsächlich so etwas wie südländisches Temperament aufweist.
Theile ist ein Gewinn für Waggon-Dessau!
Wir sind grundsätzlich gegen Spielerwechsel während der Meisterschaftssaison, obwohl uns in Sachen Theile die um Dessaus Fußballsport besonders verdienstvollen Männer wie Spartenleiter Kurt Elze und Mannschaftsbetreuer Gogol (er war einst ein prachtvoller Spieler) deswegen „böse“ sind. Aber unsere Ansicht bezieht sich nicht auf e i n e n Fall, sie ist – wir betonen es – g r u n d s ä t z l i c h e r Natur!
Das aber ist nicht zu verkennen: Rolf Theiles Vollblut-Temperament kommt dem Angriff der Rotweißen sehr zustatten, daß er sich dabei technisch verbessert hat, ist offensichtlich. „Ich fühle mich bei Waggon-Dessau sehr wohl“, sagte er aufrichtig zu dem Schreiber dieser Zeilen, und das erscheint doch sehr wesentlich, denn Theiles ungewöhnlicher Ehrgeiz drängt ihn machtvoll voran, dabei ist das psychologische Moment der Umgebung sehr wesentlich. Theile und der Halblinke Werner Welzel (leider nur Linksfüßler) trieben in der kritischen Stunde das Spiel noch einmal an und gaben ihm schließlich die Entscheidung:
Theile erzielte höchstpersönlich das dritte Tor, damit die 3:0 Führung. Er und der Schlosser Franz Kus-mierek werden bald einen in der ganzen Zonenliga gefürchteten Rechtsflügel abgeben, irgendwie treibt sie der gleiche Ehrgeiz. Theile ist schneller und wuchtiger, aber auch Kusmierek hat seine Qualitäten.
Der kleine Mittelstürmer Kersten, sich zu sehr auf seinen linken Fuß verlassend, hatte in der ersten Halbzeit nette Szenen, nachher ging er unter – uns scheint, ihm fehlt Selbstvertrauen, einmal wird der 23 Jahre alte Rudi noch herauskommen, auch wenn es Helmut Schön nicht wahrhaben will! Der an sich sehr schnelle Linksaußen Willi Rottmann ließ sich durch das „eiserne Pferd“ der Babelsberger, den Rechts-verteidiger Balduin glatt eindecken, der Kämpfer Balduin behagte ihm nicht!
Babelsberg hat nicht schlecht gespielt, aber…
Der kleine Friedrichstädter Keßler, der zur Sachsen-Expedition gehörte, sagte: „Jeder spielt so gut, wie es der Gegner zuläßt“.
Wir hatten ihn, der im 12:2 des Sachsenmeisters eine gute Partie gegen die Volksstimme geliefert hatte, um seine Meinung gefragt, das war seine Antwort. W i r sind allerdings anderer Ansicht, nämlich Babelsberg hat sich wesentlich verbessert! Seitdem Kandziora und Wolfrum, aus Limbach kommend, die Mannschaft verstärken, hat sich vieles geändert. Es wird schnell und flach gespielt, dem Kenner sind die Ansätze diese zuweilen gekonnten Zuspiels nicht entgangen. Wiederholt wurde Waggons Deckung klar ausgespielt – aber der erfolgreiche Vollstrecker fehlte. Zur Entschuldigung des diesmal weit hinter den Erwartungen bleibenden Wolfrum: er war die letzten sechs Tage wegen einer bösartigen Beinverletzung bettlägerig, so war seine Kondition verständlicherweise mäßig. Kandziora hielt sich gegen Theile gut, aber der kleine Berndt wurde mit Welzel nicht fertig – aber er ist ja noch s o jung! Hieronymus ist ein beweglicher Stopper, bei Kopfbällen besonders angenehm auffallend, aber weite, klare Schläge fehlen noch. Behrendt hatte mit dem starken rechten Dessauer Angriffsflügel einige Schwierigkeiten (aber er spielte auch gegen Dessaus Fußball-Angriffs-Stolz). Schröder hätte beim dritten Tor den Schußwinkel Theiles verengen müssen.
Die Nr. 1 der Babelsberger: T i e t z ! Wie dieser kleine Stürmer unermüdlich die Bälle vorholt, wie er in
e i n e m Husch loszieht, das ist verblüffend! Wie der 28-jährige Wirbelwind mit dem Ball umgeht, das ist großartig. Als er seinerzeit in Italien in amerikanischer Gefangenschaft inmitten einer Reihe von National-spielern wirkte, gab es schon viel Lob für ihn. Neben den Flachpaßspielern W. Gießler (am Sonnabend hatte er einen schwarzen Tag als Schütze) und Wolfrum-Kandziora machte es ihm wieder sichtlich Spaß!
E. Gießler gefiel, aber der schnelle, zu wenig beschäftigte Schlüter hat gar zu wenig Selbstvertrauen.
Spielverlauf mit prickelnden Szenen
Gleich geht es temperamentvoll los, in der 11. Minute ist Waggon erstmalig am Ziel seiner Tor-Wünsche.
Theile schießt, ein Zuspiel von Manthey aufnehmend, sicher und scharf in die vordere Ecke ein. Beide Mannschaften haben abwechselnd Druckszenen, Waggon Dessau wirkt wuchtiger und geschlossener.
In der 23. Minute spielen sich Kersten und Theile links durch, Rolf „piekt“ den Ball nach rechts, „Kussi“ umspielt Behrendt und funkt noch unter den Balken – Schröders Faust kann den Flug des Balles nicht entscheidend ändern! Ein Abseitstor Theiles wird selbstverständlich nicht anerkannt.
Zweite Halbzeit: Babelsberg legt los, dicke Luft im Waggon-Torraum! W. Gießler läßt Chancen noch und noch aus, Wolfrums Schüsse sind ohne Saft und Kraft. Bis gegen Mitte der zweiten Halbzeit hält der Babelsberger Druck an, dann erst richtet sich die Dessauer Elf auf: Theile reißt aus und schießt flach in die vordere Ecke, Schröder macht hierbei keine glückliche Figur. Als Babelsberg, stark ernüchtert, nach einem tollen Hin und Her vor Doeblers Tor elf Minuten vor Schluß durch einen Kopfball Kandzioras das zu spät kommende einzige Gegentor glückt, hat sich Waggon Dessau schon längst gefangen und beherrscht sicher die Situation.
Meeranes Stopper, Engelmann, sagte als Zuschauer des einzigen Sonnabendspiels: „Gegen uns, im 1:0 Treffen für Babelsberg in Meerane, war die Elf der Volksstimme wesentlich besser!“
Draußen vor den Eingangstoren füllen sich nach Spielschluß die Lastwagen mit Dessauer Fussball-anhängern. Die BSG Waggonfabrik verfügt über einen treuen, leidenschaftlich mitgehenden Anhang.
Er lag sich freudetrunken in den Armen!
ZSG Union Halle
3 – 5
BSG KWU Erfurt
ZSG Union Halle: Schmidt, Belger, Lehmann, Fritzsche, Knefler, Blanke, Werkmeister, Ebert,
Rappsilber, Horter, Gola. Trainer: Fred Schulz
BSG KWU Erfurt: Senftleben, Hoffmeyer, Machts, Brock, Nordhaus, Jochen Müller, Löbe,
Hammer, Nitsche, Herz, Lipper. Trainer: Hans Carl
Schiedsrichter:
Kurt Jähnichen (Leipzig)
Zuschauer:
15.000, Kurt-Wabbel-Stadion (Halle)
Tore:
0 – 1 Helmut Lipper (6.), 0 – 2 Helmut Nordhaus (9.), 1 – 2 Herbert Rappsilber (15., Elfmeter), 1 – 3 Wolfgang Nitsche (40.), 1 – 4 Winfried Herz (48.), 2 – 4, 3 – 4 Herbert Rappsilber (57., 74.), 3 – 5 Helmut Lipper (89.).
Und wiederum verlor ZSG Halle!
Das versteht man nicht nur in Halle nicht, sondern in der gesamten Ostzone, daß der Meister
ZSG Halle nun Punkt um Punkt abgibt und nicht zu seinem Erfolgsstil zurückfindet. Am wahr-scheinlichsten ist aber jene Erklärung, daß die ZSG Halle sich von ihrem Pokalstil abwandte und
die technische Verbesserung suchte. In diesem Übergangsstadium stößt nun der alte Meister auf ungewöhnlich konzentrierte Gegner, die zumeist jene Art, die die ZSG halle noch in der vergangenen Saison bevorzugte, besitzen. So schlug zuerst Margas junge Grubenelf, Franz Mehring, die Hallenser im Wabbelstadion 4:3, dann folgte das 1:2 in Meerane, dann der erste Sieg, ein 1:0 gegen Waggon Dessau, anschließend ein 1:1 in Stendal und nunmehr in vertrauter Umgebung ein 3:5 gegen den Gegner des letzten Endspiels, KWU Erfurt!
Das ist das Bemerkenswerte dieses typischen Punktspieles, daß Halle technisch mehr gefiel als Erfurt und die KWU dafür von vorneherein die härtere Note ins Spiel brachte. Aus den Erfahrungen des Endspiels heraus hatte sich die frühere Fortuna Erfurt auf Zweckmäßigkeit umgestellt, während die ZSG Halle erst spät, ja zu spät die richtige Einstellung fand.
ZSG Halle mußte auf den früheren Planitzer Schneider verzichten, der einmal krank und dessen Mittelhandknochen angebrochen ist. Er wurde durch den körperlich noch zu schwachen Ebert ersetzt, der sich zwar um den Fluß des Spieles emsig bemühte, aber nicht ausreichend durchdrang. Dagegen war der zurückgezogenen Mittelstürmer spielende Rappsilber endlich einmal wieder in sehr guter Form, und es ist kein Zufall, daß er alle drei Tore der ZSG erzielte. Die KWU besaß zwei hervorragende Spieler – einmal den Torwart Senftleben, dessen Ruhe bestechend wirkte und den sich übertreffenden Nordhaus (trotz der drei Gegentore „seines“ Mannes Rappsilber). Wesentlich zum Spielausgang hat auch die schwache Form des Torwarts Schmidt beigetragen.
Die schnelle Spielweise der Thüringer hat zudem letzten Endes den Ausschlag gegeben, wie auch hauptsächlich durch geschicktes Flügelspiel die ZSG-Deckung aufgerollt wurde.
Zum Spielverlauf: In der 6. Minute schießt der ungewöhnlich schnelle Außenstürmer Lipper das erste Tor, KWU bringt das in Spiellaune, bereits 180 Sekunden später saust ein von Nordhaus herrlich geschossener Freistoß zum 2:0 ins Netz. Nach viertelstündigem Verlauf kann Rappsilber auf 1:2 durch Elfmeter-Verwandlung verkürzen, aber in der 40. Minute setzt sich Mittelstürmer Nitsche erfolgreich durch: 3:1!
Zweite Halbzeit: Der Techniker Herz schießt zum 4:1 ein, aber dann hat Rappsilber seine großen Szenen, holt zwei Tore auf, 4:4 liegt in der Luft, doch Sekunden vor dem Abpfiff erlöst Lipper mit seinem zweiten Treffer die KWU aus allen Nöten.
SG Dresden-Friedrichstadt
11 – 0
ZSG Anker Wismar
SG Dresden-Friedrichstadt: Birkner, Kreisch, Werner, Lehmann, Jungnickel, Hövermann,
Drognitz, Schön, Pohl, Keßler, Kreische. Trainer: Kurt Schultze
ZSG Anker Wismar: Heldt, Thoms, Szewierski, Sültmann, Schweiß, Peters, Stegemann, Schulz,
Reinhold, Vick, Minuth. Trainer: Heinz Hartmann
Schiedsrichter:
Edwin Schebera (Eisleben), leitete sicher.
Zuschauer:
10.000, Stadion im Ostragehege (Dresden)
Tore:
1 – 0 Hans Kreische (3.), 2 – 0 Rolf Drognitz (19.), 3 – 0 Hans Kreische (24.),
4 – 0 Helmut Schön (27.), 5 – 0, 6 – 0 Walter Werner (39., 45.), 7 – 0 Henry Keßler (49.), 8 – 0 Kurt Lehmann (54.), 9 – 0 Helmut Schön (61.), 10 – 0 Kurt Lehmann (73.), 11 – 0 Helmut Schön (81.).
Anmerkung:
Spiel fand erst am 18.12. 1949 statt
Trotz Notbesetzung zweistelliger Sieg
Noch am Sonnabend war man sich in der SG Friedrichstadt nicht darüber im klaren, in welcher Besetzung gegen den mecklenburgischen Landesmeister ZSG Anker Wismar gespielt werden sollte. Der schnelle Rechtsaußen Seifert sagte wegen Gelbsucht, Köhna wegen einer Erkrankung ab, und der lange Haupt ist zur Zeit in so schwacher Form, daß er bei der Aufstellung nicht berück-sichtigt wurde. So griff Kurt Schultze auf Helmut Schön zurück, und obwohl dieser am Sonnabend bereits in der Lehrgangsteilnehmer-Mannschaft gespielt hatte, war er sofort bereit, zu spielen.
Aus dem Experiment wurde ein Volltreffer. Friedrichstadt erzielte elf Treffer und verbesserte damit nicht nur sein Punktekonto, sondern auch ganz wesentlich seinen Tordurchschnitt. Tatsächlich hat Friedrichstadt in zwei Spielen (11:2 gegen Märkische Volksstimme und 11:0 gegen Wismar) mehr Tore geschossen, als viele Spielepartner der DS-Liga in allen bisherigen Kämpfen.
Die größte Überraschung neben dem sensationell hohen Ergebnis ist die Tatsache, daß die Schwer-gewichte Hövermann, Kreisch und Lehmann sich mit dem schweren, viel Körpergewandtheit erfordernden Boden gut abfanden. Vor allen Dingen spielte Lehmann ganz hervorragend, und als er in meisterlicher Art das erste Tor der Friedrichstädter erzielte, da ahnte man, daß er in diesem Spiel einer der wichtigsten Spieler seiner Elf sein würde. Neben ihm stand in vortrefflicher Form der lange Helmut Schön, der sechzehnfache Internationale, der drei Treffer erzielte und trotzdem das war, was ihm in ganz Deutschland so viele Sympathien einbrachte: Ein idealer Mannschaftsspieler. 10.000 Zuschauer (am kommenden Sonntag gegen Waggon Dessau werden es 40.000 sein), freuten sich wie die am hell leuchtenden Weihnachtsbaum stehenden Kinder über das prachtvolle Kombinationsspiel der Dresdner. Die Geschenke an die treuen Anhänger spendeten in Gestalt von elf Toren neben Helmut Schön und Lehmann, der wieder einmal vorzüglich dribbelnde Werner, der sich auf dem Rechtsaußen-Posten famos zurechtfindende Drognitz und der in seiner Form hin und her schwankende Henry Keßler.
Anker Wismar hat bereits gegen Ende der vergangenen Saison in der Vorrunde um die damalige Zonen-meisterschaft eine ähnlich vernichtende Niederlage hinnehmen müssen und zwar gegen die damalige Fortuna-Elf. Sie verlor seinerzeit 0:10 in Thüringen, und sobald erschwerte Bedingungen auftreten (schwerer Boden, nasser Ball), scheint die Kondition dieser Mecklenburgischen Vertretung nicht zu genügen. Auch das Fehlen von Laband und dem doch sehr langsam gewordenen Rennhack ist keine Entschuldigung. Ein Lob dem langen Torsteher Heldt, der alles versuchte, die sensationelle Niederlage abzuwenden und den als einzigen kein Vorwurf trifft.
ZSG Horch Zwickau
2 – 0
BSG Franz Mehring Marga
ZSG Horch Zwickau: Hofsommer, Möckel, Jugel, Schneider, Lenk, Fuchs, Satrapa 60′ RK,
Meier, Kunack, Heinze, Breitenstein. Trainer: Friedrich Müller
BSG Franz Mehring Marga: Schwarick, John, Hentschel, Rieger, H. Lehmann 55′ RK,
E. Lehmann, Hennemann, Auras, Weist, Pietrczak, Franke. Trainer: Hermann Fischer
Schiedsrichter:
Meißner (Fundhausen)
Zuschauer:
5000, Südkampfbahn (Zwickau)
Tore:
1 – 0 Heinz Satrapa (5.), 2 – 0 Lothar Kunack (77.).
Anmerkung:
Spiel fand erst am 18.12. 1949 statt
Erst in der 72. Minute war der Sieg gesichert
Die junge Elf aus dem Grubenort Brieske-Ost hat in der Planitzer Schmuckkästchen-Anlage einen
guten Eindruck hinterlassen. Die ohne Helmut Schubert spielenden Zwickauer fanden erbitterten Widerstand vor, und nur durch Anstrengung aller Kräfte schafften sie schließlich den wertvollen Sieg. Gelingt nun Horch Zwickau am 1. Weihnachtsfeiertag der übrigens erwartete Erfolg gegen die ZSG Altenburg, dann rücken die Zwickauer auf den 2. Platz vor, und gemeinsam mit dem ersten, Friedrichstadt und dem dritten Waggon Dessau (KWU Erfurt macht auch Ansprüche geltend) wird es einen tollen Kampf um die Meisterschaft geben.
Die rund 5.000 Zuschauer erlebten auf der Westsachsen-Kampfbahn in Planitz einen oft bis an die Grenze des erlaubten gehenden Kampf. Die etwa 5 cm hohe Schneedecke stellte gleich von Beginn der schnellen Begegnung an beide Mannschaften hohe Anforderungen. Die Westsachsen, die körperlich den Gästen aus Brandenburg unterlegen waren, fanden sich mit dem Boden besser ab und zeigten streckenweise die technisch bessere Spielweise. In der 5. Minute spielte Lenk den den trotz aller gezeigten Leistungen noch besser werdenden Meister frei und der auf den Elfmeterpunkt geflankte Ball war eine sichere Beute des Kopfballspezialisten Satrapa. Wie im Spiel gegen Babelsberg schoß der stets gefährliche Rechtsaußen aus dem Hinterhalt hervor und drückte mit dem Kopf das Leder unter die Latte zum 1:0 ein.
Aber Franz Mehring ließ sich durch dieses Überraschungstor nicht aus dem Konzept bringen und eine in der 11. Minute aufs Tor geschmetterte Bombe von Rieger glitt Otto aus den Händen. Hätte Breitenstein auf der Torlinie den von Hennemann im Nachschuß abgefeuerten Ball nicht ins Feld zurück geschlagen, so wäre der Gleichstand wieder hergestellt gewesen. Verdutzt guckten die elf Akteure der BSG Franz Mehring, als nach 17 Minuten Spielzeit ihr Halbrechter Hennemann, der sich bei einem Zusammenstoß vor dem Tor der West-sachsen verletzte, vom Platz getragen wurde. Aber auch mit zehn Mann hielten die Kämpen um Lehmann die Auseinandersetzung offen und brachten oftmals das Tor der Platzbesitzer durch schöne Flachpaß-kombinationen in Gefahr. Die zeitweilig unruhige Hintermannschaft der Zwickauer hatte alle Hände voll zu tun, um ihr Heiligtum rein zu halten. Kurz nach dem Seitenwechsel kehrte Hennemann unter dem Beifall der Brandenburger Schlachtenbummler aufs Spielfeld zurück.
Eine nicht gerade schöne Szene spielte sich in der 55. Minute ab, als der oftmals für beide Partner recht zweifelhafte Entscheidungen treffende Schiedsrichter Mittelläufer Horst Lehmann vom Platz stellte, der an Kunack ein Foul beging und auch Satrapa kurz danach des Spielfeldes verwiesen wurde. Hatten die Gäste aus Brandenburg in den ersten 60 Minuten das Spiel offen gestalten können, so waren die Westsachsen im letzten Drittel über weite Strecken tonangebend und auf Grund ihrer besseren technischen Spielweise beherrschten sie das Spielfeld. Eine herrliche Kombination von Lenk, der das von Kunack zugeschobene Leder aufnahm und aus 4 m Distanz dem Torwart auf die Brust knallte, wobei diesem aber der schlüpfrige, scharfgeschossene Ball wieder aus den Händen glitt, fand seine Krönung, indem Kunack mit letztem Körpereinsatz im Nachschuß zum 2:0 erhöhen konnte.
Auf Grund der Schneefläche war oftmals das Flachpaß- mit dem Kampfspiel, welches ein zähes Ringen um jeden Meter Boden war, vertauscht worden. Trotz der 0:2 Niederlage blieb der Sturm Marga-Elf auch ohne den vorübergehend ausgeschiedenen Hennemann stets gefährlich. Der beste Spieler der Gäste war Erich Lehmann, der als Verbindungsstürmer immer wieder seine Fünferreihe im Verein mit beiden Außenläufern, Auras und Schurrmann, zu neuem Eingreifen ankurbelte. Auf der Gegenseite machte sich das Fehlen von Schubert in der Hintermannschaft der Westsachsen bemerkbar. Breitenstein füllte zwar den Posten des Stoppers hundertprozentig aus, aber seine Schützlinge machten oft einen unsicheren Eindruck.
Hallo. Korrektur zum Pokalspiel am 17.03.1957: BSG Motor Oderberg-ASG Vorwärts Spechtberg/Torgelow 3:5. Gruß Thomas
Hallo Thomas. Wurde korrigiert. Danke für den Hinweis. Grüße
Bezirksliga Gera 1975/76 ist Doppelt. Auch als 1976/77 Eingetragen.
[…] Bericht […]
Hallo. Wir werden dann in dieser Sache genauer recherchieren und uns dann melden . Gruß